Calisthenic Movement – Fitness Influencer Interview

Calisthenic Movement – Fitness Influencer Interview

Wer ernsthaft Calisthenics betreibt, kommt an der Leipziger Gruppe Calisthenic Movement nicht mehr vorbei. Durch ihre starke Präsenz auf allen größeren Social Media Kanälen ist ihnen die globale Aufmerksamkeit der Fitnesswelt sicher! Bei Youtube folgen ihnen über 600.000 Fans und machen sie damit neben Sophia Tiehl und BodyBouildingRev zu einem der 3 reichweitenstärksten Sport-Kanäle Deutschlands. Wie haben die das geschafft?

Wir haben uns mit Gründer Sven Kohl aka Cali Move zusammengesetzt und nachgefragt.

Hallo Sven, wie lange hat es gedauert, um so eine reichweitenstarke SoMe-Basis aufzubauen? Erzähl uns doch bitte mal eure Social Media – Geschichte von Anfang an…

Das erste YouTube Video habe ich am 03.03.2012 veröffentlicht. Damals war es eher eine Art Hobby. Mitte 2012 kam dann El Eggs dazu und, wie es der Zufall so will, hatte er genau wie ich Interesse an Foto & Videobearbeitung sowie dem Filmen an sich.

El Eggs hatte jahrelang Parkour & Freerunning ausgeübt und in dem Bereich auch schon sehr gute Videos produziert. Was Videoschnitt, Kameraeinstellungen und Regie anging, war er mir auf jeden Fall einen guten Schritt voraus. Fortan haben wir beide einfach überlegt, was man für Videos produzieren könnte, die sich mit dem Thema Calisthenics beschäftigen und wie man das Ganze auch gut umsetzen kann. Als ersten großen Erfolg würde ich das

Video „The Bench“ sehen. Das Video kam im Juni 2013 heraus und hatte relativ schnell 10k Views. Das war für damalige Verhältnisse sehr viel für uns. Wir hatten vorher schon andere Videos produziert, die zu diesem Zeitpunkt auch schon über 10k Views hatten, aber die Resonanz auf das Video war schon etwas Besonderes.

Wir haben dann einfach immer weiter damit gemacht. Immer wieder an neuen Ideen gearbeitet, immer wieder versucht es besser zu machen. Bis wir auf YouTube damit 100k Abos erreicht hatten, vergingen über 2 ½ Jahre. Von 100k auf 500k waren es dann nur 2 Jahre. Jetzt könnte man sagen, dass es ab einem gewissen Punkt eine Art Selbstläufer ist, aber das kann ich nicht ganz unterschreiben. Wenn man nicht ständig hinterher ist und vor allem neuen „frischen“ Content liefert, brechen nicht nur die Views sondern auch die Abos ein. Man muss also immer am Ball bleiben und neue Ideen liefern, die beim Publikum ankommen.



Facebook lief bei uns natürlich von Anfang an neben YouTube mit. Damals war Facebook neben YouTube noch die wichtigste Plattform, heute hat es etwas an Bedeutung verloren. Das liegt daran, dass Facebook ab 2016 die Reichweite massiv eingeschränkt hat und, dass Plattformen, wie Instagram immer mehr an Popularität gewonnen haben. Die meisten Leute greifen heute mit mobilen Geräten auf das Internet zu, Instagram ist intuitiver und weniger „sperrig“ als Facebook. Instagram haben wir erst relativ spät für uns entdeckt, ist aber im Moment eine sehr wichtige Plattform. Facebook spielt immer noch eine sehr wichtige Rolle hat aber einfach nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher.

Was würdest Du anders machen, wenn du nochmal anfangen könntest?

Gute Frage….. im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer.

Ich bin mir sicher, dass gewisse Videos von uns einen viel größeren Impact gehabt hätten, wenn sie 1-2 Jahre früher veröffentlich worden wären. Ansonsten gab es natürlich noch andere Dinge, die ich ändern würde, viele Kleinigkeiten bei denen man es vorher nicht besser wusste. Allerdings wird man aus Erfahrung klug, denn nur so weiß man, was funktioniert und was nicht.

Ihr seid auf Instagram, Facebook und vor allen Dingen auf Youtube aktiv. Warum spielen für euch Kanäle, wie Twitter und Snapchat keine Rolle?

Ich halte Twitter im Fitnessbereich für nicht sehr relevant. Twitter ist eher für Leute angedacht, die kurze Statements zu einem Thema abgeben möchten.

Im Fitness/Sportbereich möchten die Menschen Bilder und Videos sehen. Einen Text zu einem Post kann ich zudem auch auf Instagram oder Facebook dazuschreiben.

Snapchat ist da schon anders. Snapchat hat etwas eingeführt mit dem niemand gerechnet hatte -> künstliche Verknappung und der Reiz der Vergänglichkeit. In einer Zeit, in der man alles immer wieder abrufen und sich ansehen kann, hat Snapchat einfach genau das Gegenteil gemacht. Du kannst dir einen Post nur 24h anschauen. Dazu kommt noch die „Selbstzerstörung“ von verschickten Bildern. Genau das animiert die Leute, es sich anzuschauen. Wenn du es verpasst, ist es weg. Das ist so ähnlich, wie früher im Fernsehen.

„Am Mittwoch 20.00 Uhr kommt meine Serie…die will ich nicht verpassen“.

Zum Glück hat Instagram nach einiger Zeit dann die Stories eingeführt und Snapchat etwas den Wind aus den Segeln genommen. Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust noch eine weitere Social Media Plattform zu bedienen. Zudem ist das Zielpublikum auf Snapchat noch sehr jung, während unserer Zielgruppe größtenteils schon etwas älter ist.

Unzählige Sportler wollen, wie Ihr erfolgreich Youtube und Social Media betreiben und damit Ihren Lebensunterhalt verdienen. Doch nur wenigen gelingt das. Woran liegt es, dass so viele scheitern?

Es gibt sehr viele unterschiedliche Wege, um Erfolg auf Social Media Plattformen zu haben.

Man könnte hier jetzt sehr viele Punkte aufzählen, die alle stimmen müssen, um beim Zielpublikum anzukommen, aber es gibt hier meiner Meinung nach keine einheitliche Formel. Der Eine kommt an, weil er total durchgedrehte Videos macht, der Nächste vermittelt Wissen, Andere punkten mit gutem Aussehen und Manche unterhalten die Leute einfach.

Es gibt in Deutschland so viele Kanäle im Entertainment Bereich, die richtig billig gemachte Videos produzieren, aber Millionen von Klicks haben. Funktioniert das in der Fitnessbranche?

Ja kann es, aber die Chance ist sehr gering.

Ein gut gemachtes Bild, oder ein wirklich gut gemachtes Video allein, reicht heute oftmals aber auch nicht aus. Man sollte den Zeitgeist treffen und den Leuten etwas geben, nachdem sie im Moment dürsten. Das kann eine Message sein, oder etwas, dass sie vorher noch nie gesehen haben. Hat man sich dann erstmal durch irgendwas hervorgetan, kann man auch mal Content posten, der vielleicht nicht immer das Rad neu erfindet. Ab einer gewissen Zeit kennen einen die Leute und folgen dir nicht nur wegen dem, was du damals gemacht hast, sondern weil du ihnen vertraut bist.

Der Punkt ist, dass jeder seine Sparte finden muss, in der er die Leute abholt. Manche Leute sind einfach von Grund auf sympathisch oder fallen einfach auf. Sie haben Persönlichkeit. Das ist nicht nur im Social Media Bereich so, sondern überall. Man muss den Leuten zudem irgendwas geben, dass sie sich wünschen oder etwas Besonderes von dem sie nicht wussten, dass es Ihnen gefällt.

Ich habe mal einem eurer Kamera-Shoots beigewohnt. Unglaublich professionell! Licht, mehrere Profikameras, unzählige Einstellungen, Regieanweisungen und gefilmt wird über Stunden. Kann man es als Otto-Normal-Verbraucher mit normaler Handykamera denn überhaupt noch schaffen?

Auf YouTube wird das schwer, ist aber nicht unmöglich. Es gibt Kanäle, die sehr erfolgreich sind, aber einfach nur eine Kamera aufstellen und drauf los reden. Kanäle, wie Strength Camp und Athlean X punkten nicht mit den geilsten Kamerafahrten, oder dem besten Editing, aber trotzdem haben sie Erfolg. Hier geht es um das Wissen, das sie vermitteln und auch ihre Art, wie sie das machen.

Es ist nicht immer nötig ein extrem hochwertig produziertes Video hochzuladen. um Erfolg zu haben. Es steigert die Chance darauf, keine Frage, aber es ist kein Garant für Erfolg. Wenn Persönlichkeit und Inhalt vorhanden sind (den die Leute interessant finden) kann man auch ohne viel Equipment oder Know How (im Film und Videoschnittbereich) etwas erreichen.

Wieviel Arbeit steckt mittlerweile in einem Video?

Das kann ganz unterschiedlich ausfallen. Es gibt Videos, die haben wir in 90 min abgefilmt und es gibt Videos für die haben wir 5 Stunden gebraucht. Beim Schnitt sieht es ähnlich aus. Ich habe schon Videos in 2 Stunden geschnitten und bei anderen saß ich 20 Stunden dran.

Im Durchnitt würde ich aber sagen:

Ideenfindung/Textausarbeitung: 1 Stunde

Filmen: 2-3 Stunden

Cut: 3-4 Stunden

Hochladen/Thumbnail/Audio-Aufnahme/Nachbereitung: 1-2 Stunden

Dazu kommt dann natürlich noch der Weg zur Location.Wir drehen ja nicht immer direkt vor der Haustür 😀

Bei euren reichweitenstarken Social Media – Kanälen müssen doch immer wieder Agenturen anklopfen? Welche Erfahrungen hast Du bis jetzt gemacht!?

Ja das passiert nicht selten. Gerade YouTube Netzwerke wollen uns oft unter Vertrag nehmen. Das ist für mich aber keine Option. Ich habe mich eine Weile mit Netzwerken beschäftigt und herausgefunden, dass sie für uns keine Nennenswerten Vorteile bieten, die die Nachteile aufwiegen würden.

YouTube Netzwerke kann man sich wie Labels in der Musikindustrie vorstellen. Sie wollen dich vermarkten und deinen Channel durch Optimierung pushen, dabei wissen sie selber nicht wirklich, wie der YouTube Algorithmus funktioniert. Sie möchten dafür natürlich einen gewissen Teil deiner Einnahmen und das ist nicht gerade wenig. Die Garantie, dass du einen Teil deiner Einnahmen abgibst ist also da, dass du mehr Leute erreichst oder mehr Geld verdienst durch bessere Werbeplatzierung aber nicht.

Wenn es um direktes Product Placement geht, hatten wir auch schon Anfragen.

Es gibt Leute, die bieten uns 3000€, wenn wir ein Video über Ihr Produkt machen, aber auch das kommt für mich nicht in Frage. Ich mache nichts, hinter dem ich nicht wirklich stehe.

Sollte es mal ein Produkt geben bei dem ich sage, dass es gut zu uns passt und eine gute Qualität aufweist, schließe ich so etwas nicht aus, aber ich möchte mich einfach nicht für so etwas verkaufen.

Wie sieht ein typischer Wochenarbeitstag bei Dir aus?

Das kann ganz unterschiedlich sein.

Es kann sein, dass ich an einem Dienstag nicht viel zu tun habe und außer 2 Stunden Social Media „Kram“ nicht viel machen muss. Es kann aber auch sein, dass ich an einem Sonntag 10 Stunden zu tun habe und bis in die Nacht an einem Video sitze. Ich habe vier mal die Woche feste Zeiten, zu denen ich Gruppentraining in Leipzig gebe. Dazu kommt noch Personal Training und Online Personal Training. Dann darf man natürlich das Social Media Marketing und die Videoproduktion nicht vergessen. Das Meiste kann ich mir relativ frei einteilen.

Mit deiner jahrelangen Erfahrung kannst du uns doch bestimmt sagen, welche Sport-Themen am besten gehen…

Was immer geht sind Push Ups, Pull Ups und Übungen zu verschiedenen Muskelgruppen.

„Get Huge Arms“, „Get Big Shoulders“ und natürlich „Ab“ Videos. Ich weigere mich aber Videos zum Bauchmuskel Training zu produzieren und, wenn ich das mache sind es immer wieder Videos, bei denen erklärt wird, dass es so gut wie immer Bullshit ist, deinen Bauch isoliert mit Sit Ups zu trainieren. Ich möchte nicht immer nur das machen, was gut ankommt sondern authentisch bleiben und etwas produzieren, hinter dem ich auch wirklich stehe. Im Moment läuft noch Mobility ganz gut, mal sehen wie lange 😀

Nenne uns doch bitte deine wichtigsten 3 Tipps für den Aufbau einer starken SoMe–Plattform/Basis?

Erkenne die Zeichen der Zeit und biete den Leuten etwas Einzigartiges!
Sei authentisch!
Sei geduldig und versuche dich Stück für Stück zu verbessern!

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